Serial Entrepreneur & Business Angel – CURRENTLY NOT INVESTING

Hansi Hansmann ist wohl jedem in der österreichischen Startup-Szene ein Begriff. Während ihn seine Linkedin Bio als Serial Entrepreneur und Business Angel ausweist; beschreibt Hansi sich selbst als jemand, der sich leidenschaftlich gerne mit innovativen Ideen beschäftigt und v.a. das tut was ihm Spaß macht. Nämlich mit jungen, energiegeladenen Unternehmer_innen zusammenzuarbeiten, das Potenzial in ihren kreativen Geschäftsideen zu erkennen und diese mit seiner Expertise und Erfahrung zu unterstützen. Im Laufe der Jahre hat Hansi, so eine Vielzahl von Startups auf ihrem Weg zum Erfolg begleitet. Runtastic, mySugr, und shpock sind nur ein paar Beispiele aus dem breitgefächerten Portfolio seiner Hansmengroup.

Das Hansi Hansmann Erfolgsrezept

Auf die Frage, welche Faktoren für ihn bei einer Investitionsentscheidung unabdingbar seien, wird deutlich, dass Hansi sich bei einem Großteil seiner Investments v.a. von seiner Menschenkenntnis leiten lässt. Eine genaue Anleitung, wie man das perfekte Tech-Startup-Rezept selbst zuhause zubereiten kann, findet sich im Anhang, aber soviel sei gesagt – mit einer guten Idee allein ist es nicht getan. Hansi investiert in Teams: „Eine grandiose Idee […] mit einem durchschnittlich guten Team hat immer schlechtere Chancen, als ein nicht so gutes Projekt mit einem exzellenten Team.“ Gegenseitige Sympathie spiele dabei ebenfalls eine fundamentale Rolle. Jedes Startup gehe früher oder später durch seine Krisen, meint Hansi. Diese aber gemeinsam zu bewältigen, mit einem Team, das sich gegenseitig unterstützt und sich in seinen Eigenschaften und Fähigkeiten ergänzt, sei letztendlich was ein erfolgreiches Projekt ausmacht.

Die Lage der Nation

Doch das Funkeln, das in Hansis Augen leuchtet, während er über seine bisherigen Unternehmungen spricht, verblasst recht schnell als die gesellschaftliche Haltung Österreichs zur Startup-Szene zum Thema wird. Grausam ist das Wort, das Hansi hier direkt über die Lippen kommt: „Die Ösi-Mentalität […] ist weder unternehmerfreundlich und schon gar nicht Startup-freundlich“. Österreicher_innen seien dem Unternehmertum gegenüber grundsätzlich negativ eingestellt und nicht ausreichend risikoaffin. Beides sind Faktoren, die sich besonders nachteilig auf Startups auswirken.

The way out

Das unternehmerische Armutszeugnis, das Hansi unserer Alpennation somit ausstellt, könne allerdings v.a. durch Bildung verbessert werden. Diese müsse wirksamer auf die digitale Welt vorbereiten und zudem unternehmerisches Denken bereits im frühen Kindealter spielerisch fördern. Auch eine potente Imagekampagne der Regierung sieht Hansi als zielführende Maßnahme, um das Bild des Unternehmertums in Österreich nachhaltig positiver zu besetzen. Daniel und Markus jubilieren stumm. „Es sollte nicht sein, dass nur einzelne Unternehmerpersönlichkeiten – die es immer geben wird, überall – erfolgreich sind und sich trotz aller Widrigkeiten durchsetzen können. Es sollte so sein, dass die Grundlagen des Systems so sind, dass möglichst viele Unternehmer dabei rauskommen und die Anzahl der erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeiten da natürlich eine unendlich viel Größere ist […]“ , meint Hansi. Soweit hätte Österreich es allerdings versäumt, derartige Grundlagen zu schaffen.

Apropos Versäumnisse

Wenn wir schon beim Thema Versäumnisse sind, sprechen wir doch auch gleich über das Corona-Management der österreichischen Bundesregierung. Obwohl es generell natürlich schwer sei als Politiker_in in einer Pandemie etwas richtig zu machen, kann auch Hansi nicht leugnen, dass Österreich an vielen Fronten auch Besseres hätte leisten können. „Was ich bis heute nicht verstehe ist, dass wir eigentlich technologisch, digital in der Lage wären Covid ganz exzellent, vollkommen unter Kontrolle zu haben. Wir haben alle Möglichkeiten […] und wir tun‘s nicht.“

Standortmarketing, Standortmarketing, Standortmarketing

In der Innovation liegt für Hansi Österreichs und Europas letzte Chance, auf der Weltbühne nicht in komplette, wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit abzudriften und den Vorsprung, den sich Länder wie Israel durch die rasche Durchimpfung ihrer Bevölkerung verschafft haben aufzuholen. Europa biete durch seine reiche historische Tradition und seinen Multikulturalismus einen einzigartigen Nährboden für Kreativität. Diese Vorzüge gelte es zu nutzen, entsprechend zu vermarkten und sich aktiv in Bereichen zu positionieren, die andere noch nicht eingenommen haben. Insbesondere Gender Diversity sei Hansis Meinung nach ein Anziehungsfaktor, mit dem Wien als Wirtschaftsstandort wirklich glänzen könnte. Aber auch die Klimakrise sei und bleibe ein globales Thema, das Österreich weiterhin zum Anlass nehmen könne, um in Sachen Innovation Stellung zu beziehen.

Wind of Change

Aber wie in vielen anderen Fällen stünde Österreich sich auch hier selbst im Weg. Neben der bereits angesprochenen Risikoaversion, zählt auch ein gewisses Maß an Veränderungsresistenz zu den prägenden Eigenschaften der, in Hansis Worten, „grausamen“ Ösi-Mentalität. Als bestes Beispiel ließe sich die Wintersportindustrie nennen, wo schon lange ein Umdenken hätte passieren müssen, anstatt veraltete Geschäftsmodelle bis zum letzten Tropfen auszumelken. Ja, Veränderung tue weh, aber Veränderung sei letztendlich unumgänglich und je früher man sich darauf einstelle und Raum für Innovation und Fortschritt schaffe, umso eher könne man diese Veränderung noch selbst mitgestalten. Erneut sei hier auch die Politik gefordert, zukunftsorientiert statt wahlkampffokussiert und europäisch statt national zu denken: „Das ist die einzige Lösung. Wir müssen alle mehr wie Europäer denken und an ganz Europa denken, wenn schon nicht an die ganze Welt. […] Nur so können wir langfristig […] unseren Wohlstand, den es nun einmal in Europa gibt, halbwegs bewahren oder halbwegs aufrechterhalten.“

Anhang: Das Hansi Hansmann Erfolgsrezept für TechStartups (Schwierigkeitsgrad: mittel bis schwer)

Erster Schritt: Legen Sie den Boden der Backform zunächst mit einer guten Idee aus. Oft wurzelt diese in der Bewältigung eines Problems, mit dem die Gründer_innen selbst oder ihnen nahestehende Personen konfrontiert sind.

Zweiter Schritt: Fügen Sie 2-4 Gründungsmitglieder hinzu. Eines allein reicht oft nicht aus, um das Projekt aufgehen zu lassen, während 5 oder mehr den Brei meist versalzen. Verwenden Sie in diesem Schritt nur erstklassige, hochwertige Zutaten:

– eines der Teammitglieder sollte die Führungsposition einnehmen und das Produkt leben
– eines sollte die Technologie hinter der Idee beherrschen
– eines sollte extrovertiert sein und die Idee verkaufen können
– eines sollte die bedeutendsten KPIs auch im Schlaf abrufen können

Achtung: Seien Sie nicht verunsichert, in manchen Fällen können zwei dieser Schlüsselfaktoren auch in einer Person vereint sein.

Dritter Schritt: Gut durchmischen. Achten Sie allerdings beim Mixen darauf, dass sich alle Rollen gleichmäßig verteilen.

Vierter Schritt: Streuen Sie etwas gegenseitige Sympathie obendrauf bevor Sie investieren und das Projekt bei mittlerer bis hoher Hitze 5-10 Jahre backen.

É voila!

 

Autorin: Lena Silberbauer

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