CEO / Founder LIVIN farms
Katharina wurde die Liebe zum Insekt quasi in die Wiege gelegt. Als Bauernkind, wie Katharina sich selbst beschreibt, ist die Gründerin von LIVIN farms im Südburgenland in der alten Mühle ihres Großvaters aufgewachsen. 2015, als Katharina in Hongkong als Industriedesignerin tätig war, führte sie ihr Arbeitsweg täglich über den Fischmarkt. Dort hat sie ein Thema besonders gewurmt: Keine bis sehr wenige der dort verkauften Fische stammen aus den Gewässern rund um Hongkong. So hat Katharina LIVIN farms gegründet, mit der Vision Nachhaltigkeit in jedermanns Wohnzimmer zu bringen. Es soll damit jedem eigenständig möglich machen seine eigenen Proteinquellen aus Insekten herzustellen und so ganz nebenbei auch noch Abfälle zu verwerten: „Mein Opa hat gesagt, er hat in der Mühle immer die Mehlwürmer rausgehaut als Schädlinge und ich bring sie wieder heim“.
Mittlerweile fokussiert LIVIN farms aber überwiegend auf den Anlagenbau für die Industrie. In der Lebensmittelproduktion fallen jährlich abertausende Tonnen Restprodukte und Abfall an, die derzeit noch kostenpflichtig entsorgt oder kompostiert werden müssen. Nicht aber, wenn man diese Reststoffe an Insekten verfüttert. Die Tierchen würden sogar für eine Aufwertung des Abfalls sorgen und am Ende ein höherwertiges Produkt in Form von Protein, Fett oder Dünger liefern, das nicht nur nachhaltig, ressourcenschonend und emissionsarm produziert wurde, sondern von dem auch erneut Umsätze generiert werden können.
Aufs Insekt gekommen
Katharinas Idee hat in der heutigen Zeit den Nagel auf den Kopf getroffen, da in den letzten Jahren nicht nur Klimaschutz weltweit zum Thema geworden ist, sondern da wir heutzutage auch schon ganz anders Lebensmittel konsumieren und über Ernährung sprechen. Vielen sei klar geworden, dass Billigfleisch nicht zukunftsfähig ist – weder ethisch, noch geschmacklich, noch in Sachen Nachhaltigkeit. Zahlreiche Konsument:innen würden daher vermehrt zu alternativen Proteinquellen greifen – pflanzlicher Art oder eben solche, die aus Insekten gewonnen werden.
Hürden
Doch der Weg dahin ist nicht immer einfach, gerade wenn es um das Verspeisen von Insekten geht, ist noch Widerstand vorhanden, nicht zuletzt auf institutioneller Seite. Vor kurzem erst wurde der Verzehr von Mehlwürmern auf EU-Ebene legalisiert – Insektenlobby sei Dank. Aber auch den B2C Markt mit ihrem Produkt abzuholen, war für LIVIN farms anfangs eine Herausforderung – speziell mit einem komplexen Businessmodel in einem total neuen Markt wie Hongkong: „Ich würd jetzt jedem raten einfach das zu machen, was am schnellsten zu einem ersten Erfolg führt und sich da nicht zu sehr in komplizierte Gedankengänge zu verlieren, sondern einfach straight forward das zu machen was unmittelbar den Kunden erreicht“. Entrepreneur:innen aus dem Designbereich rät Katharina v.a. sich mehr zuzutrauen und schneller in die Kommunikation zu gehen – was an neuartigen, disruptiven Ideen in allen möglichen Kämmerchen entsteht, müsse auch raus in Welt getragen werden. Generell traue man sich in unseren Breiten viel zu wenig: „Wir sind ein super F&E Standort, diesen Schritt zur Umsetzung da müssen wir mehr ‚guts‘ kriegen einfach und mehr finanzielle Unterstützung“
Die Zukunft
Als Trendsetterin im Austrian Startups Board, müssen wir Katharina natürlich auch zu ihren Moonshots und Predictions fragen. Katharina glaubt daran, dass in der Lebensmittelproduktion durch die fortschreitende Urbanisierung eine Veränderung stattfinden wird. Unsere Art des Arbeitens und des Lebens ändert sich. Was früher in Stadt und Land geteilt war, verschmilzt zunehmend. Ländliche Räume würden immer mehr zu Industrie- und Wirtschaftsstandorten, in Städten würde man hingegen mittlerweile auch beginnen vertikale Systeme für die Kultivierung von Nahrungsmitteln einzurichten. Dies führe langfristig auch zu einer Vervielfältigung unserer Ernährungsweise. Glaubt man Katharina, so ernähren wir uns in Zukunft noch abwechslungsreicher – nicht nur was die Gemüse- und Obstsorten betrifft, die wir konsumieren, sondern auch was z.B unterschiedliche Texturen von Nahrungsmitteln angeht: „Wenn wir jetzt zurückschauen in 10, 20 Jahren, glaube ich, werden wir Dinge essen, wo wir heute sagen würden ‚What!? No way‘“
Auch Insekten im Weltall sind damit für Katharina nicht ausgeschlossen: „Insekten gibt’s defacto schon so lange wie Dinosaurier […], es gibt sie schon seit immer, sie haben absolut alles überlebt was man überleben kann, also if there’s something that will survive on the next planet then it’s insects“
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Autorin: Lena Silberbauer