Oliver als Startup Gründer – Von Wiens schönster Dachterrasse zur Besenkammer

Er arbeite mit Gründer:innen und TechStartups – das sagt Oliver normalerweise Wildfremden in einer Bar, die ihn auf seinen Beruf ansprechen. Dass er auch eine der prominentesten Venture Capital Firmen in Europa gegründet hat, die mittlerweile über 450 Millionen an Fonds verwaltet, um in Early-Stage Tech-Startups zu investieren, verschweigt er dabei meist. Doch Olivers Karriere hat nicht auf Investorenseite begonnen. Als Student gründete er mit 23 Jahren Sysis – eine Firma mit einem fast unmöglich auszusprechenden Namen, die damals, in der Anfangszeit des Internets, interaktive Spiele und Simulationen entwickelte. Damals habe niemand daran gedacht, dass sich diese Idee zu einer großen Firma weiterentwickeln könne. Für Oliver und andere Neugründer:innen in Österreich gab es zu dem Zeitpunkt keine Vorbilder oder Mentor:innen, keine Best und Wort Case Beispiele, an welchen sich Jungunternehmer:innen hätten orientieren können. Alles, was es über den Aufbau einer Firma zu wissen gab, mussten sich Oliver und sein Team im Laufe der Zeit selbst aneignen. Dabei auch Fehler zu machen und zu scheitern sei natürlich unvermeidlich gewesen. Und Oliver gibt zu zum Teil fast existentiell gescheitert zu sein: Hoch verschuldet, persönlich haftbar und beinahe ohne Zukunftsperspektiven. Mit dem Rücken zur Wand ließe sich allerdings gut verhandeln, sagt Oliver heute. Und so gelang ihm und seinem Team bei Sysis am Ende doch ein lukrativer Ausstieg – auch wenn dieser nach einem süffigen Abend beinahe in einer Besenkammer in Barcelona stattfand.

Oliver didn’t choose the VC life, the VC life chose him

Stetig weiterzukämpfen und immer nach vorne zu schauen, ist offensichtlich eine von Olivers Stärken. Nachdem er seine Firma verkauft hatte, erwartete man in seinem Umfeld, dass er sich nun ein Zinshaus zulegen und sich den Rest seines Lebens entspannt zurücklehnen würde. Aber das ist nicht der Startup-Spirit der auch durch Olivers Adern fließt: Dieser rastlose, unendliche Drang, etwas aufzubauen, neu zu entwickeln und voranzutreiben. Aus diesem Grund hat Oliver auch die Startup-Szene nicht verlassen: “Das war damals so ein Umfeld, wo man das Gefühl hatte, da geht was”.  Aber damit da was geht, musste auch jemand Kapital reinbringen und so wurde 2010 Speedinvest mit dem Pitch-Slogan „We have money“ geboren. Mit seiner eigenen VC wollte Oliver bestehende, veraltete Investmentstrukturen auf- bzw. durchbrechen – weg von langwieriger Bürokratie und alten Männern, die in Mamorhallen vor eingeschüchterten Gründer:innen thronen, hin zu Kommunikation auf Augenhöhe und schnelleren Prozessen. Um Erfolg im kompetitiven VC-Business zu haben ist für Oliver allerdings nicht nur ein ausgezeichneter Assessment-Skill, um Startups korrekt einzuschätzen, essenziell, sondern es sei v.a. auch ein gewisses Maß von Sales-Skills gefragt: „Man muss ja wirklich auch die Gründer überzeugen mit einem zu arbeiten.“

Learnings für Founders

Aus jahrelanger Erfahrung glaubt Oliver, dass Startup-Gründer:innen aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sind. In manchen Fällen würden dazu auch mehr oder weniger problematische Persönlichkeiten zählen, die entschlossen und unerbittlich davon getrieben sind, etwas voranbringen und aufbauen zu wollen. Insofern stimmt Oliver auch einer Analogie zu, die Felix Ohswald von GoStudent in unserem Podcast vor ein paar Wochen aufgestellt hat – nämlich, dass das Gründen eines Unternehmens gewissermaßen wie Leistungssport sei. Im Sport sei es jedoch leichter, meint Oliver: „Im Startup Bereich ist es viel komplexer, weil man viel mehr ein soziales Gefüge sozusagen managen und entwickeln muss.“ Als Founder daher selbstreflektiert zu sein, stetig auch an sich selbst zu arbeiten und Zeit darin zu investieren, ein diverses Team aufzustellen, das die Eigenschaften und Fähigkeiten ausgleichen kann, die einem als Unternehmensgründer:in vielleicht fehlen, sei daher ein wesentlicher Faktor, der erfolgreiche Founder auszeichne.

Aber nicht nur in Gründerteams, sondern auch in Investments generell brauche es für die Zukunft mehr Diversität in Österreich: „Wir brauchen wesentlich mehr […] unterschiedliche Investoren in Österreich, die auch in der Breite investieren. […] und zwar auf allen Ebenen“.

Weitere Infos findet ihr unter:

 

Autorin: Lena Silberbauer

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